Zum Umgang des Kreises Lippe mit dem Vorhaben des Wurftauben-Clubs e.V. in Lage-Hardissen

Wurftauben-Schießanlage
Ein Teil der Wurfscheibenanlage in Lage-Lückhausen.

Das Genehmigungsverfahren zum Bauvorhaben des Wurftaubenclubs (WTC) Lippe in Lage-Hardissen läuft seit Ende 2020. In den 50 Jahren davor haben weder der Kreis Lippe noch der Betreiber über die von der Schießanlage verursachten Umweltschäden informiert. Fest steht, dass sich auf dem Schießstand aktuell mehrere 100 Tonnen Blei und andere giftige Stoffe befinden, die aus Munitionsresten stammen. Nach den Wünschen des WTC Lippe sollen sie auf dem Gelände verbleiben. Nicht an derselben Stelle, sondern mit 500.000 m³ noch zu erwerbenden schadstoffhaltigen Abfalls der Klasse Z2 im Wall der neuen (12 Hektar großen) Schießanlage verbaut werden. Die halbe Million m³ Z2-Abfall muss in ca. 100.000 LKW-Fahrten angeliefert werden, was in acht Jahren Bauzeit (bei 250 Arbeitstagen pro Jahr) etwa 50 Schwerlast-LKW-Fahrten pro Tag bedeutet, alle zehn Minuten ein LKW.

Es soll weiter mit Bleischrot geschossen werden – bei einem Anstieg der Schießaktivitäten um ca. das 5-fache. Obwohl die Europäische Union ein generelles Verbot bleihaltiger Munition in der Jagd diskutiert und Teilverbote wie das für Bleischrot bei der Jagd in Feuchtgebieten schon gelten, scheint der Kreis zu erwägen, in Lage-Hardissen eine Schießanlage zu genehmigen, in der für weitere Jahrzehnte bleihaltige Munition benutzt wird. In einer Stellungnahme gegenüber dem Komitee für Socio-Economic Analyses (CSEA) der Europäischen Chemikalien-Agentur (ECHA), Helsinki, das ein EU-weites Verbot bleihaltiger Munition in der Jagd vorbereitet, hat die EuroNatur Stiftung, Radolfzell, die Schädlichkeit von Schießsport unter Einsatz von Blei am Wurftaubenclub Lippe als Negativbeispiel angeführt.

Vögel und andere Tiere nehmen Nahrung auf, die mit Blei belastet ist, das so in die Nahrungsketten gelangt. Jäger und Sportschützen lehnen ein Bleiverbot ab, etwa mit der Begründung, dass nach bei der Verwendung alternativer Kupfer- oder Stahlmunition die Gewehre öfter gereinigt werden müssten. Wissenschaftlich widerlegt ist der Einwand, dass mit Munition ohne Blei nicht so präzise getroffen werde. Untersuchungen unter Beteiligung der Jagdverbände ergaben, dass die Treffsicherheit bei bleifreier Munition nicht sinkt.

Kürzlich hat die Bezirksregierung den Entwurf einer Neufassung des Heilquellenschutzgebietes „Bad Salzuflen“ bekannt gemacht, wonach in diesem – wozu Hagen, Hardissen und Lieme zählen – Tontaubenschiessstände verboten sind. Es kann doch nicht sein, dass der Kreis Lippe kurz vor Eintritt der Rechtskraft dieser Verordnung die vom WTC Lippe beantragte Genehmigung erteilt? Auch insofern wäre es interessant, etwas über den aktuellen Stand des Verfahrens zu erfahren.

Bisher haben zu dem Giftmüll-Projekt des WTC Lippe nur die unbedingt notwendigen Bürgerbeteiligungen stattgefunden. So wird die Öffentlichkeit womöglich erst nach der Genehmigung erfahren, ob den Wünschen des Betreibers stattgegeben wurde.

Eine öffentliche Information über die geplante 12 Hektar große Schießanlage – die jetzige misst ca. 1,2 Hektar – für die betroffenen Nachbarn hat es nicht gegeben. Selbst auf die sonst übliche öffentliche Anhörung zu den Einwendungen hat der Kreis Lippe verzichtet. Auch der Wurftaubenclub übt sich in größtmöglicher Informationszurückhaltung.

Der BUND Kreis Lippe erwartet vom Kreis Lippe wesentlich mehr Transparenz und umfassende Information für die Bevölkerung – bei einem Giftmüllprojekt dieser Dimension. Maße des geplanten, die neue Schießanlage umgebenden Walls aus bleivergiftetem Boden und Z2-Abfall: 250 m x 125 m x 23,5 m – ein bleiernes Monument.

Foto: BUND Lippe/Andre Schebaum

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