Viele der 8.130 Unternehmen im Kreis Lippe drücken sich vor Inflationsprämie

9-Euro-Schein unter der Lupe
Aus 10 mach 9: Die Inflation sorgt für einen enormen „Rutsch-Effekt“ beim Euro. „Monat für Monat steckt weniger Power in der Lohntüte“, so die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten. Die NGG Ostwestfalen-Lippe fordert Unternehmen im Kreis daher auf, eine Inflationsausgleichsprämie zu zahlen.

Gewerkschaft beklagt: „Immer weniger Power in der Lohntüte“

Gegen den „Rutsch-Effekt“ beim Euro in der Lohntüte: Rund 8.130 Unternehmen gibt es nach Angaben der Arbeitsagentur im Kreis Lippe. „Ein Großteil davon drückt sich davor, ihre Beschäftigten in der Krise zu unterstützen: Extra-Geld gegen die Löcher, die die Inflation ins Portemonnaie reißt? – Fehlanzeige.

Viele Chefs im Kreis Lippe machen um die Inflationsausgleichsprämie einen großen Bogen. Und das geht quer durch alle Branchen: von Hotels bis zu Lebensmittelbetrieben“, sagt Thorsten Kleile von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Dabei sei die Prämie ein Instrument, das die Bundesregierung extra geschaffen habe, um die Härte der Krise abzufedern.

Für alle Beschäftigten im Kreis Lippe, die bislang leer ausgegangen seien, werde es höchste Zeit, einen „Inflationspuffer“ zu bekommen. Es gehe schließlich darum, den „Schwund bei der Kaufkraft wenigstens ein Stück weit aufzufangen“. Immerhin habe die Inflation auch im Januar mit einer Teuerungsrate von 8,7 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat im Vorjahr für eine spürbare Belastung der privaten Haushaltskassen geführt. „Der ‚Rutsch-Effekt‘ vom Euro ist enorm. Monat für Monat steckt weniger Power in der Lohntüte“, so Thorsten Kleile.

Die NGG fordert Unternehmen im Kreis Lippe auf, sich „nicht vor der Inflationsausgleichsprämie zu drücken“: „Die Prämie von bis zu 3.000 Euro sollte genutzt werden. Sie kann auch in Etappen ausgezahlt werden. Wer noch keine Inflationsprämie bekommen hat, sollte beim Chef anklopfen. Ideal ist es natürlich, wenn ein Betriebsrat das erledigt“, so der Geschäftsführer der NGG-Region Ostwestfalen-Lippe, Thorsten Kleile.

Es gehe dabei immerhin um effektive Einmalzahlungen, bei denen der Staat nicht mehr die Hand aufhalte: Für die Inflationsausgleichsprämie werden keine Steuern und Abgaben fällig – also keine Lohnsteuer, keine Abzüge für die Renten-, Kranken-, Pflege-, Unfall- und Arbeitslosenversicherung.

Wichtig sei, dass es sich bei der Inflationsausgleichsprämie nicht um einen Ersatzlohn handele: „Für den fairen Lohn setzen sich die Gewerkschaften in Tarifrunden ein. Die Prämie ist eine Art finanzielles ‚Inflations-Pflaster‘, um das sich die NGG allerdings in etlichen Betrieben, aber auch bei den nächsten Tarifverhandlungen intensiv kümmern wird“, sagt Thorsten Kleile.

NGG Ostwestfalen-Lippe kündigt „Frühjahr mit harten Runden fürs Lohn-Update“ an

Der Gewerkschafter kündigte Lohnforderungen von „10 plus X“ Prozent an. Azubis müssten mindestens 150 Euro mehr pro Monat bekommen. Dafür werde sich die Gewerkschaft NGG in den kommenden Wochen am Tariftisch einsetzen: „In der Süßwaren-Industrie stehen Lohnverhandlungen bevor. Ebenso in der Milch-, Obst- und Gemüseindustrie. Auch für die Beschäftigten in Brauereien wird es um ein kräftiges ‚Lohn-Update‘ gehen“, so Kleile. Von Dr. Oetker über Storck und Mars bis zu Haribo – die NGG habe „große NRW-Namen auf der Lebensmittelkonzern-Liste“ und stelle sich auf „ein Frühjahr mit zähem Ringen am Tariftisch“ ein.

Beschäftigte, die Unterstützung bei der Inflationsausgleichsprämie benötigen oder mehr zu den bevorstehenden Tarifrunden erfahren wollen, können sich an die NGG Ostwestfalen-Lippe wenden: (0521) 986 29-0 | region.owl@ngg.net.

Fotomontage: NGG, Tobias Seifert

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