Unternehmen müssen wieder mehr zahlen

„Die Netzentgelte sind im Durchschnitt der sieben lippischen Stromnetzbetreiber im Jahr 2022 wieder gestiegen“, stellt Matthias Carl, stellvertretender Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) fest. „In einzelnen Verteilnetzgebieten müssen die Stromkunden aber auch weniger für die Netznutzung ausgeben“, ergänzt Carl. Das ist das Ergebnis des aktuellen Vergleichs der Stromnetzentgelte. Dabei hat die IHK Lippe verschiedene Abnahmefälle von Sondervertragskunden auf Niederspannungs- bzw. Mittelspannungsebene in Lippe und benachbarten Verteilnetzgebieten betrachtet.

Unternehmen in Lippe, die Strom auf der Mittelspannungsebene beziehen, müssen mit durchschnittlich 4,39 Cent pro Kilowattstunde 3,7 Prozent mehr zahlen als 2021. Das Netzentgelt auf der Niederspannungsebene ist in Lippe im Schnitt um 2,6 Prozent auf 7,09 Cent/kWh gestiegen.

Auf der Niederspannungsebene beziehen vor allem kleinere Gewerbebetriebe ihren Strom. Hier schneidet Westfalen Weser Netz trotz einer Erhöhung um knapp 2,6 Prozent mit durchschnittlich 6,46 Cent/kWh in Lippe am besten ab. „Beim teuersten lippischen Netzbetreiber zahlen sie mit durchschnittlich 7,73 Cent/kWh dagegen 20 Prozent mehr“, vergleicht Carl.

Viele größere Betriebe beziehen Strom auf der Mittelspannungsebene. „Im Durchschnitt der vier betrachteten Abnahmefälle verlangen die Stadtwerke Lippe-Weser Service GmbH mit 4,02 Cent/kWh trotz einer Erhöhung von 1,4 Prozent die geringsten Netzentgelte“, so Carl. Das seien 0,94 Cent/kWh oder 23 Prozent weniger als beim teuersten Netzbetreiber.

Im Vergleich der umliegenden Netzgebiete sind die Stadtwerke Rinteln auf der Niederspannungsebene (5,79 Cent/kWh) bzw. die Stadtwerke Lippstadt auf der Mittelspannungsebene (3,35 Cent/kWh) am günstigsten. Die teuersten betrachteten Netzbetreiber aus Ostwestfalen-Lippe liegen 50 bzw. 48 Prozent darüber.

„Die Netzentgelte sind – auch bei den derzeit insgesamt außergewöhnlich hohen Stromeinkaufspreisen – ein wesentlicher Kostenfaktor. Aktuell machen sie bis zu 20 Prozent der Stromkosten aus“, schätzt Carl. Sie beinhalten i.d.R. neben dem Arbeits- und Leistungspreis für die Netznutzung die Kosten für Messstellenbetrieb, Messung und Abrechnung. Auch die vorgelagerten Kosten für das Übertragungsnetz fließen hier ein. Lippe liegt im Gebiet des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, fast alle anderen Regionen im Netzgebiet von Amprion. „In diesem Jahr ist das noch ein Nachteil für lippische Unternehmen, denn die Netzentgelte von Tennet sind etwa 12 Prozent höher als bei Amprion“, so Carl. Ab 2023 sollen die Netzentgelte der vier Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland angeglichen sein.

Die Netznutzungsentgelte können von den Netzbetreibern nicht frei festgelegt werden. Sie werden in einem komplexen Verfahren durch die Bundesnetzagentur genehmigt. Die Höhe der Netzentgelte ist ortsgebunden und hängt von vielen Faktoren wie Anschlussdichte, Erneuerungsbedarf des Stromnetzes, Versorgungsqualität und Effizienz des Netzbetreibers ab.

Dem Vergleich der IHK Lippe liegen die Durchschnittswerte von vier Verbrauchsfällen auf Mittelspannungsebene und für drei Abnahmefälle auf Niederspannungsebene zugrunde. Die einzelnen Verbrauchsfälle unterscheiden sich in Leistung, Strommenge und Benutzungsstunden. Mittelspannungsnetze werden üblicherweise mit elektrischen Spannungen von 10 bis 30 Kilovolt und Niederspannungsnetze bei 250 bis 1000 Volt betrieben.

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