Jede vierte vollzeitbeschäftigte Lipperin gehört zu den Geringverdienern

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Berghahn lobt die Erhöhung des Mindestlohns und setzt sich für Stärkung der Tariftreue ein.

Kreis Lippe. Wenig Lohn trotz Vollzeitjob: Das ist für 16,3 Prozent von insgesamt 71.630 Lipperinnen und Lippern bittere Realität, wie eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt. „11.600 Lipperinnen und Lipper gelten damit als Geringverdiener“, erklärt der SPD-Bundestagsabgeordnete Jürgen Berghahn.

Das WSI hat jüngst in allen Landkreisen die „unteren Entgeltbereiche“ – sprich Geringverdiener – unter die Lupe genommen. Dazu zählen alle Vollzeitbeschäftigten, die monatlich weniger als 2.284 Euro brutto in der Lohntüte haben. Dabei haben die Wissenschaftler Daten aus dem Jahr 2020 verarbeitet – und am Ende erhebliche Unterschiede zwischen Ballungsräumen und ländlichen Regionen oder den alten und neuen Bundesländern festgestellt.

„Lippe liegt mit 16,3 Prozent Geringverdienern zwar unter dem Bundesschnitt, der 18,7 Prozent beträgt. Dennoch lohnt sich hier ein genauer Blick auf die Zahlen“, sagt Berghahn, womit er beispielsweise den Unterschied bei den Männern und Frauen in Lippe meint: Während von 50.573 Vollzeit arbeitenden Lippern 12,2 Prozent (6.187) zu den Geringverdienern zählen, und der Kreis damit unter dem Bundesschnitt von 15,4 Prozent liegt, sieht die Welt bei den Frauen ganz anders aus: „Von 21.057 Lipperinnen mit Vollzeitjob gehört jede vierte Frau zu den Geringverdienerinnen“, verdeutlicht Berghahn. Mit diesem Anteil von 25,9 Prozent (5.454) liegt Lippe leicht über dem Bundesschnitt von 25,4 Prozent. „Das zeigt, dass wir im Erwerbsleben noch meilenweit von einer Geschlechtergerechtigkeit entfernt sind“, sagt Berghahn, der sich als Gewerkschafter und Abgeordneter seit Jahren für eine insgesamt gerechtere Entlohnung einsetzt.

Weitere Faktoren, zu den Geringverdienern zu zählen, sind etwa die schulische oder berufliche Qualifikation, Unterschiede zwischen Städten und ländlichen Regionen, Migrationshintergründe oder die Branchen. Besonders im Gastgewerbe oder in der Landwirtschaft seien geringe Löhne weit verbreitet. Das zeigt auch ein Blick nach Lippe: 974 Lipperinnen und Lipper arbeiten Vollzeit in der Gastronomie – dreiviertel (740 bzw. 76 Prozent) von ihnen gehören zu den Geringverdienern.

„Arbeit muss sich lohnen. Doch für viele Menschen auch in Lippe stimmt das leider nicht, das zeigen diese Zahlen. Deshalb war es enorm wichtig, wie vor der Wahl versprochen den Mindestlohn auf 12 Euro anzuheben“, erklärt Berghahn. Das bedeute nicht nur eine Gehaltserhöhung für rund acht Millionen Menschen in Deutschland. Eine Anhebung des Mindestlohns habe laut Böckler-Stiftung noch weitere positive Effekte, wie eine Steigerung von sozialversichungspflichtigen Stellen, einer Steigerung der Arbeitsproduktivität und der Produktion sowie langfristig höheren Steuereinnahmen. „Wer einer Beschäftigung nachgeht und dann auch noch in Vollzeit, der sollte auch von dieser Arbeit leben können. Ein angemessenes Einkommen bedeutet Teilhabe am Leben und daher setzte ich mich für gute Einkommen ein“, sagt Berghahn.

Auch das WSI kommt in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass die Anhebung des Mindestlohns ein Schritt in die Richtung sei, um den Niedriglohnsektor zu verringern. Darüber hinaus seien Geringverdiener vor allem dort beschäftigt, wo es keine Tarifverträge oder Tarifbindung gebe. Daher sprechen sich die Wissenschaftler für eine deutliche Stärkung dieses Bereichs aus. „Auch das haben wir vor der Wahl versprochen und dafür werde ich mich im Bundestag einsetzen“, sagt Jürgen Berghahn.

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