Beschleunigung und Entschleunigung – “Immer schneller, immer höher, immer weiter” war gestern

Symposium der LWL-Universitätsklinik Bochum für Psychosomatische Medizin über ein wandelndes gesellschaftliches Phänomen. Es sind noch Plätze frei.

Bochum (lwl). Nach pandemiebedingter Pause lädt die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) nach zwei Jahren wieder zu ihrem vielbeachteten Wissenschaftlichen Symposium für Psychotherapie ein – in diesem Jahr zur 28. Ausgabe diesmal mit dem Leitthema “Beschleunigung und Entschleunigung”.

Am 5. und 6. November 2021 werden Mediziner, Psychologen, Neurobiologen, Philosophen und Literaturwissenschaftler verschiedener deutscher Hochschulen, Kliniken und Institute zusammenkommen und nicht nur vortragen, sondern im Anschluss in bewährter Weise auch mit dem geladenen Publikum aus unterschiedlichen Perspektiven diskutieren. Ort der Veranstaltung: das Hörsaalzentrum des St. Josef-Hospitals in Bochum.

“Wir freuen uns, dass wir uns in diesem Jahr dazu entschieden haben, unsere Veranstaltungsreihe fortzusetzen”, so Prof. Stephan Herpertz. “Das Thema “Beschleunigung und Entschleunigung” begleitet uns zwar schon einige Jahre. Aber es hat sich zu einem weltweit gesellschaftlichen Phänomen und Diskurs entwickelt, das die Menschen heute im Beruflichen wie im Privaten mehr denn je bewegt. Dies war vor allem auch in der Pandemie zu spüren.”

Inspiriert wurde das Tagungsteam durch das Werk des Soziologen und Politikwissenschaftlers Prof. Hartmut Rosa “Beschleunigung. Die Veränderung der Zeitstrukturen in der Moderne”. Im Vordergrund steht hier die Hypothese, dass die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung in den Industriegesellschaften gemäß des allgemein etablierten Leistungsprinzips eine Eigendynamik entwickelt hat. Mit den unübersehbaren und negativen Folgen wie Unstetigkeit und Hektik. “Dem vielbeschworenen Wachstumskurs ‘Immer schneller, immer höher, immer weiter’ hat sich die Entschleunigung entgegengesetzt”, sagt Prof. Herpertz. “Langsamkeit ist dabei nicht als Selbstzweck zu verstehen, sondern als angemessene Geschwindigkeit, die nicht nur für die Menschheit, sondern auch für Natur und Umwelt förderlich ist.”

Die Symposien der LWL-Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie haben in den vergangenen Jahren mit vielen aktuellen und populären Themen wie “Schuld und Scham” (2019), “Liebe und Partnerschaft” (2018), oder “Veränderbarkeit – Ändern, Verändern, Anders” (2017), Identität und Identitätsentwicklung” (2016) und “Bindung und Bindungsforschung” (2015) auf sich aufmerksam gemacht. Die Referentinnen und Referenten, die aus ganz Deutschland anreisen, sprachen stets vor ausverkauftem Haus.
Wichtiger Hinweis in diesem Jahr: Der Einlass ist nur unter Beachtung der 2G-Regel möglich.

Alle Vorträge in Kürze:

  • “On- oder Offline? Mentalisieren des Körpers unter Pandemiebedingungen” – Ulrich Schultz-Venrath
  • “Burnout und Belastungserleben: Konzepte, Befunde und Perspektiven unter Berücksichtigung der Generationenfrage” – Andreas Hillert
  • “Beschleunigung, Resonanz und Achtsamkeit” – Johannes Michalak
  • “Die psychotische Gesellschaft” – Ariadne von Schirach
  • “Gesundheit 2021 – Digital dank Corona?” – Henrik Matthies (digital)
  • “Kann man Super-Shrinks ausbilden? Kompetenzentwicklung in der Psychotherapie” – Svenja Taubner
  • “Augenblick und Ewigkeit: Gefühlte Be- und Entschleunigung in der schönen Literatur” – Alexandra Pontzen
  • “Psychologie und Neurobiologie der Zeit – Wie das Gefühl von Zeit entsteht und warum sie so schnell vergeht” – Marc Wittmann
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