Campino sucht auf Kanzlers Weide nach Mindener Domspatzen

Samstagnachmittag, Minden – nicht gerade der Nabel der Rockmusik. Hunderte von Fans begeben sich auf den Weg zur Kanzlers Weide, idyllisch gelegen am Weserufer. Die Wetterprognose sieht gut aus für diesen Tag! Erste Menschenschlangen bilden sich bereits gegen halb Zwei vor den Eingängen. Die Parkplatzwiesen füllen sich allmählich.

Die Tore gehen fast pünktlich auf. Die Menschenmengen strömen auf das große Konzertareal. Es geht um die begehrten farbigen "Wellenbrecher-Bändchen". Mit der Unterteilung wird eine Struktur in große Menschenmengen gebracht. Früh da sein, wird mit weiter vorne stehen belohnt. Eine Veranstaltung der Mindener-Kultur-Sommerbühne der Minden Marketing GmbH.

Das Konzert ist ausverkauft. Knapp 40.000 Leute wurden in Minden erwartet. Viele kamen frühzeitig vor Einlass, um Parkplätze zu ergattern. Hier und da wurde noch vor dem Konzert an den Autos das Campingutensil ausgepackt.

Taschengröße, keine Selfie-Sticks und die weiteren Konzerteinlassbedingungen sind Wochen im Voraus im Internet veröffentlicht. Viele verschiedene Variationen an Verzehrständen stehen den Besuchern bereit, einige Getränkestände mit den beliebten Tourbechern der Toten Hosen sowie natürlich die begehrten Merchandising Stände. Die Konzerte der Toten Hosen gehörten wohl zu den wenigen im Lande, mit dem bestgekleideten Publikum. Bestimmt jeder Dritte Gast erscheint entweder mit einem Hosen T-Shirt, Sweat-Shirt oder Sportbeutel. Und, wer noch keins hat, kauft sich eins, der Andrang an den Verkaufsständen ist ununterbrochen groß. Die Düsseldorfer Band kann auf einen großen Fanstamm blicken. Der Ruhm nach all den Jahren als Musiker.

Um 17:30 h betritt die erste Vorband die riesengroße Bühne. "Attauqe 77" sorgen für die ersten Songs am Weserufer. Der Menschenzulauf über die große Brücke kommt zum Höhepunkt, der Konzertground füllt sich merklich. Das Wetter spielt mit, doch das Weserufer wird inzwischen abgesperrt wegen Wespennester. Die Wiese kann aber noch zum Ausruhen und Entspannen genutzt werden.

"The Undertones" sind die nächste Einheizerband, schließlich folgt noch die österreichische Fünfköpfige Gruppe "Wanda" aus Wien. Wanda machen witzige Popsongs, dem Publikum gefällt es.

Als die Dämmerung Einzug hält, geht es los mit den Stars des Abends. "Jetzt geht’s los, jetzt geht´s los", die Fans wollen nicht mehr warten. Ein paar Minuten Verzögerung, dann läuft das Intro auf der Bühne im Hintergrund. Toll inszeniert, bunt, flashig und auffordernd. Nach und nach laufen die ersten Bandmitglieder zu ihren Instrumenten auf die Bühne, zu Letzt natürlich Leadsänger Campino. Erste Fahnen wehen um die Gunst der Band. Die große Bühne erscheint imposant am Weserufer. Links und rechts zwei große Totenköpfe daneben nochmals hochtechnische Leinwände. Zwei Kameraleute sind ständig auf der Bühne live dabei, um das Konzertspetakel für die weiter hinten stehenden Gäste möglichst nahe zu bringen.

Die Toten Hosen starten mit dem Song "Opel-Gang" aus ihrem 1983 gleichnamigen Debütalbum. Die Fans kennen natürlich jedes Wort des Textes auswendig. Der 56-jähirge Sänger fegt über die Bühne. Von der ersten Minute an bis zur letzten Oktave des Konzerts zeigt Campino sein Engagement. Er kann es immer noch. Pausenlos gibt er auf der Bühne Gas. Einfach mitreißend. Jetzt schon eine Legende. Bildzeile zu Bild 1: Campino von den Toten Hosen als Botschafter sozialkritischer Themen kommt gut beim Mindener Publikum an

"Wollt ihr leben wie Meghan und Harry oder wie Bonnie und Clyde", ist die nächste Einleitung zu einem sehr bekannten Toten Hose Hit. Natürlich wollen die Fans Bonnie und Clyde!

Es werden die neu hinzugekommen Fans begrüßt und ein Dank an die langjährigen Treuen Begleiter ausgesprochen. "Ihr seid der Motor für uns", so der Sänger.

Auf der Suche nach den Mindener Domspatzen

Der sympathische Sänger ergreift immer wieder das Wort an die Fans. "Wo sind die Mindener Domspatzen"? Er wird bestimmt fündig hier am Weserufer. Die Fans warten nur auf die Klassiker zum Mitgröhlen.

Nicht nur Songs zum Mitgröhlen gibt es an diesem Abend. Songs mit Hintergrund, Songs die zum Nachdenken bewegen sollen. Die Toten Hosen nutzen sie als Botschaft.

Die Laune der Natour Tour ist die Tournee zum aktuellen Album, klar fehlen an diesem Abend nicht die Titel "Wannsee" und "Unter den Wolken". Sie spielen aber auch Coversongs wie "Heute hier, morgen dort" vom Bielefelder Liedermacher Hannes Wader. Oder lassen singen. Vom Background in den Vordergrund. "T.N.T" – ein legendärer AC DC Hit wird von einem Geiger performt. Grandios. Nach über hundert Minuten Punkrock verabschieden sich die Jungs von der Bühne. Aber eingefleischte Fans wissen, es ist noch lange nicht Schluss an diesem tollen Nachsommerabend.

Sozialkritisch, frech und laut. So sind sie – die Hosen. Am Montag spielen sie in Chemnitz aus politischen Gründen. Campino ruft zur Begleitung auf.

Sie kommen noch ein zweites und drittes Mal auf die Bühne. "Ich fühle mich morgens wie Achtzig, mittags wie Fünfzig und abends dann Halbstark" ist Campinos Intro zum folgenden Song. Bei "Hier kommt Alex" feiert das Publikum ausgelassen mit. Der Sänger stellt klar, dass natürlich auch "Saufsongs" nicht fehlen dürfen. Die Zuschauer sollen entscheiden zwischen " Bommerlunder", "Jägermeister" und "Bis zum bitteren Ende". Der Applaus zeigt den Pegel für "Bis zum bitteren Ende" an doch der Linkshänder Gitarrist Kuddel denkt lieber zwei in einem, so wird noch nach der Kurzfassung von "Korn, Bier, Schnaps und Wein", das ziemlich schnellwerdende Bommerlunder Lied gesungen.

"Tage wie diese", ein gern gewählter Hochzeitssong, ist dann der eigentliche Abschlusshit. Hochhinausschießende Konfettifadenfontänen aus mehreren Richtungen überkommen die 40.00er Menschenmenge am Weserufer. Ein Gänsehautmoment überfliegt die vorherige Abfeierstimmung.

Über 150 Minuten geballte hochexplosive Stimmung mit den Toten Hosen gehen zu Ende, viele Füße verlassen das Konzertgelände. Lange Autoschlangen bilden sich von den Parkplätzen. Ein Abend der sich gelohnt hat, für die Fans und für die Band. Mit tollen Erinnerungen und Erlebnissen wird das zweite Hosen Konzert nach fünf Jahren im Kopf bleiben.

Fotos: by IDa

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