Wirtschaftlicher Aufschwung gerät ins Stocken

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Stellten den aktuellen IHK-Konjunkturlagebericht vor: IHK-Präsident Volker Steinbach (l.) mit IHK-Geschäftsführerin Maria Klaas und Referent Timm Marvin Lönneker.

Ein weiteres Jahr mit außergewöhnlichen Herausforderungen ist für die lippische Wirtschaft zu Ende gegangen. Angesichts der hohen Risiken ist die Grundstimmung verhalten. „Sowohl die wirtschaftliche Lage als auch die Aussichten haben sich eingetrübt“, stellt Volker Steinbach, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe), fest. Steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie Lieferengpässe belasten die heimischen Unternehmen zunehmend. „Darüber hinaus wird auch der Arbeitskräftemangel ein Hemmschuh zukünftiger Entwicklungen“, ergänzt Steinbach.

Der IHK-Konjunkturklimaindikator ist von 119,7 im Sommer 2021 auf 112,5 Punkte im Dezember 2021 gefallen. Das ist das Ergebnis der Konjunkturumfrage der IHK Lippe, an der sich 317 Unternehmen mit knapp 21 000 Beschäftigten beteiligt haben.

Insgesamt bewerten nur noch vier von zehn Unternehmen die aktuelle Lage mit gut (Sommer 2021: 45,2 Prozent). Dennoch sind die Auftragsbücher voll und die Kapazitäten gut ausgelastet.

Gut ein Sechstel ist unzufrieden. Die Eintrübung der wirtschaftlichen Situation zur Jahreswende ist hauptsächlich auf das Gastgewerbe und hier insbesondere auf die Gastronomie zurückzuführen. Die Gäste sind verunsichert. Auch die 2Gplus-Regel lässt Kunden hinsichtlich Restaurantbesuchen zurückhaltender werden.

Beschaffungsprobleme in der Industrie, ein zum Teil enttäuschendes Weihnachtsgeschäft im Einzelhandel mit Frequenzrückgängen von bis zu 30 Prozent in den Innenstädten sowie Corona bedingte Einbrüche in der Dienstleistungswirtschaft sind die Ursachen für den Rückgang der Prognosen.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, kämpften fast alle Unternehmen zur Jahreswende 2021/2022 mit Lieferengpässen und/oder Preissteigerungen. Sechs von zehn Unternehmen berichten sogar von „erheblichen“ Preiserhöhungen; bei den Lieferengpässen sind es vier von zehn. Die Folgen dieser Engpässe zeigen sich in längeren Wartezeiten, einem gestiegenen Planungsaufwand bis hin zum Produktionsstopp. Ein Achtel der Antwortenden musste sogar Aufträge ablehnen.

Diese Situation wird sich bei einem Fünftel innerhalb der nächsten sechs Monate verbessern, bei zwei Fünftel jedoch erst im zweiten Halbjahr 2022. Ein Sechstel erwartet eine Verbesserung erst im Jahr 2023. Ein Fünftel kann aktuell noch keine Einschätzung abgeben.

So starten die heimischen Unternehmen mit gemischten Gefühlen in das dritte Jahr der Pandemie, denn die neue Virusvariante Omikron verzögert die Erholung über alle Branchen hinweg. „Die Unsicherheit in den Unternehmen bezüglich der weiteren Entwicklung ist groß, denn Omikron könnte angesichts hoher Krankenstände zu einer harten Belastungsprobe für die Wirtschart werden“, gibt Steinbach zu bedenken. Der Blick in die Zukunft ist daher gespalten: Gut ein Fünftel der Unternehmen rechnet mit einer besseren Geschäftslage im neuen Jahr, knapp ein Fünftel befürchtet eine Verschlechterung. Gut ein Drittel der Antwortenden hofft auf Umsatzsteigerungen. Etwa 18 Prozent prognostizieren fallende Umsätze. Der Druck auf die Erträge verstärkt sich, da die starken Preissteigerungen nur bedingt an Kunden weitergegeben werden können.

Die lippische Wirtschaft hat im abgelaufenen Jahr stärker als zur Jahreswende 2020/2021 erwartet investiert. Das löste positive Impulse für den Arbeitsmarkt aus. Auch die Pandemie hinterließ bislang keine Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Hinzu kommt, dass die heimischen Unternehmen von den erleichterten Kurzarbeiterregeln profitieren konnten. Hier droht für die Zukunft Gefahr, denn nach der jetzigen Rechtslage können Unternehmen nur maximal 24 Monate Kurzarbeitergeld beziehen.

Für die Zukunft sinkt die Investitionsneigung, weil zum einen genügend Kapazitätsreserven aufgebaut wurden, zum anderen aber auch, weil administrative Hemmnisse Investitionen verhindern. Die Nachfrage nach neuen Mitarbeitenden bleibt hoch, sei es wegen geplanter Geschäftsausweitungen oder der demographischen Entwicklung. Ob sich die Einstellungspläne jedoch realisieren lassen, hängt stark vom Arbeitskräfteangebot ab.

Chancen für die lippische Wirtschaft bieten Neuentwicklungen, die bei bestehenden und bei neuen Kunden platziert werden sollen. Einige Unternehmen hoffen auf ein qualitativ nachhaltiges Wachstum durch innovative Produkte, die den Gedanken der Kreislaufwirtschaft aufgreifen. Handel und Dienstleister sehen Potenziale im weiteren Ausbau von E-Commerce-Aktivitäten und Online-Shops.

Foto: IHK Lippe

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