“Grüne” Betonflächen sollen Abgase in Detmold verringern

„Grüne“ Betonflächen sollen Abgase in Detmold verringern – Busbahnhof wird Forschungsobjekt

Beton, der bei Sonneneinstrahlung schädliche Abgase filtert und zu unschädlichen Salzen umwandelt – was klingt wie ein Science-Fiction-Szenario wird in Detmold bald Realität: Bei der Umgestaltung des Detmolder Busbahnhofs kommen Betonmaterialien zum Einsatz, die Stickoxide und andere Schadstoffe in der Luft abbauen. Bauingenieure der Hochschule OWL begleiten das Projekt.

Umweltverträgliche und nachhaltige Bauweise: Beim Neubau des Zentralen Omnibus Bahnhofs (ZOB) in Detmold werden innovative Betonwerkstoffe mit photokatalytischen Eigenschaften eingebaut. Dabei handelt es sich um Baustoffe, die durch Sonneneinstrahlung eine chemische Reaktion in Gang setzen oder beschleunigen. Einfach gesagt: Die Betonoberflächen sollen in Verbindung mit natürlichem UV-Licht – also mittels Sonnenstrahlen – Stickoxide aus den Abgasen der Busse in unschädliche Salze umwandeln. Diese Salze fließen bei Regen in die Kanalisation ab. Das praxisorientierte Forschungsvorhaben wird von Professor Carsten Schlötzer vom Fachbereich Bauingenieurwesen der Hochschule OWL wissenschaftlich geleitet.

„Die Wirksamkeit solcher Betonoberflächen wurde bereits in verschiedenen Pilotprojekten untersucht“, so Schlötzer. „Im Labor konnte ein überragendes Ergebnis nachgewiesen werden: Ein großer Teil der Stickoxide wurde umgewandelt. Es ist jedoch ein Unterschied, ob das Verfahren unter Laborbedingungen oder direkt auf der echten Straße nachgewiesen wird“, so Schlötzer weiter. „Ob die Stickoxide wirklich maßgeblich reduziert werden hängt von vielen Faktoren ab, beispielsweise von Wind und Witterung, aber auch davon, mit was für anderen Stoffen der Beton in Berührung kommt.“

Die Wissenschaftler und Studierenden um Schlötzer begleiten zunächst den Bau der photokatalytisch aktiven Beton- und Pflasteroberflächen in den Fahrstrecken der Busse und in den Haltestellenbereichen. Darüber hinaus hat die Projektgruppe ein Messsystem entwickelt, um die Wirksamkeit der innovativen Betonoberflächen zu überprüfen. Dazu werden Flächen mit und ohne die besonderen photokatalytischen Eigenschaften verglichen. In eigens von der Stadt Detmold dafür gebauten Kanalschächten, die mit einem gestuften System ausgerüstet sind, wird der Niederschlag aufgefangen. Nach Regen oder künstlicher Bewässerung kann durch Analysen des aufgefangenen Wassers die Wirksamkeit der photokatalytisch aktiven Oberflächen auf einfache Weise messtechnisch überprüft und bewertet werden. Sind viele Salze im untersuchten Wasser, so hat die Betonoberfläche viele Stickoxide umgewandelt.

„Wir gehen hier neue innovative Wege, die über die allgemein anerkannten Regeln der Technik hinausgehen und setzen somit nachhaltige Maßstäbe für den Klimaschutz. Gleichzeitig unterstützen wir durch das Forschungsvorhaben an der Hochschule den Wissenschaftsstandort Detmold“, so der Beigeordnete Thomas Lammering.

Das innovative Verfahren wurde auf Initiative der Stadt Detmold in enger Absprache mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und dem Nahverkehr Westfalen Lippe ausgewählt, um weitere Erfahrungen in der Praxis sammeln zu können. Bauherr ist die Stadt Detmold. Die ingenieurwissenschaftliche Begleitung des Projekts erfolgt durch die Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Fachbereich Bauingenieurwesen und wird von der DBU mit rund 125.000 Euro gefördert. Bei der Messanalytik ist das Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie in Schmallenberg als Kooperationspartner beteiligt.

Copyright: HS OWL, Text: Julia Wunderlich

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