Nationalpark ist ökonomisch nicht zu rechtfertigen

  • Vollversammlung der IHK Lippe zu Detmold lehnt Nationalpark ab
  • Nationalpark ist ökonomisch nicht zu rechtfertigen

Die Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) hat sich in ihrer Sitzung am 12. Dezember einstimmig gegen einen Nationalpark Teutoburger Wald/Egge ausgesprochen. Sie wiederholte damit ihr ebenfalls einstimmiges Votum vom April dieses Jahres. Die geplante Kulisse bringe Risiken für die Regionalwirtschaft mit sich, deren Folgen durch die vorliegenden Gutachten nicht hinreichend abgeschätzt worden seien. Außerdem würden erhebliche Kosten auf die Steuerzahler zukommen, denen nur marginale Einnahmen durch mehr Tourismus gegenüber stünden. Deshalb ließe sich ein Nationalpark ökonomisch nicht rechtfertigen.

Das Wirtschaftsgremium kritisiert vor allem die hohen Ausgaben für die öffentliche Hand. Allein die laufenden Kosten betrügen laut Gutachten über vier Millionen Euro pro Jahr. Diese dürften nicht einfach als regionale Erträge deklariert werden, nur weil das Geld aus Düsseldorf käme. Im Übrigen gebe es keine Garantie für diese Zahlung. Weitere Kosten entstünden durch die Umwandlung von Nadel- zu Laubholz, für Grünbrücken über Straßen und für Unterstützungsmaßnahmen betroffener Firmen. Außerdem müssten die hohen Ertrags- und Wertverluste durch Flächenstilllegungen eingerechnet werden. Sämtliche Kosten addierten sich in 30 Jahren auf weit über 200 Millionen Euro Steuermittel. Angesichts der hohen Staatsverschuldung in Nordrhein-Westfalen sei das nicht zu rechtfertigen.

Für ihr Votum hatte die Vollversammlung der Kammer auch das so genannte Vertiefungsgutachten von Roland Berger unter die Lupe genommen. Der Gutachter geht davon aus, dass die Risiken für die Regionalwirtschaft und deren Beschäftigte sehr gering sind. Daran hat das IHK-Gremium Zweifel. Das Gutachten habe die Konsequenzen für viele betroffene Unternehmen aus der Holzwirtschaft nicht hinreichend berücksichtigt. Deren Vertreter hätten immer wieder auch öffentlich auf mögliche Folgen eines Nationalparks für Umsätze und Beschäftigte hingewiesen. Nicht näher untersucht worden seien auch die 77 Firmen, die sich laut einer IHK-Umfrage mit erheblichen Bedenken zu Wort gemeldet hatten. Außerdem seien die Folgen für die Wertschöpfungskette überhaupt nicht betrachtet worden.

Insofern fürchtet die IHK Lippe, dass weit mehr Umsätze und Arbeitsplätze durch einen Nationalpark gefährdet wären als im Gutachten dargestellt. Unabhängig davon sei nicht einzusehen, dass privatwirtschaftliche Arbeitsplätze durch öffentliche ersetzt würden.

Skeptisch zeigt sich die IHK-Vollversammlung auch gegenüber den erhofften Steigerungen beim Tourismus. Die zwei Prozent Wachstum seien zu optimistisch. Diese Meinung wird schon seit langem auch vom Tourismusausschuss der beiden IHKs Lippe und Ostwestfalen geteilt. Nennenswerte Effekte ließen sich nur erzielen, wenn zum Beispiel in den Erlebnistourismus investiert würde. Das könne man aber auch unabhängig von einem Nationalpark tun.

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